Ich bin ja eigentlich ein großer Freund des "alternativlos" Podcasts, aber diese Folge (
http://alternativlos.org/18/ ) hat mich nun doch ratlos, eher schon wütend zurückgelassen. Peak Oil und die Folgen könnte man den Titel wohlmeinend wiedergeben und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Post-Öl-Konzepten erwarten. Der eigentliche Titel lautet jedoch: "Peak Oil, (der) Weltuntergang, und wie man sich vorbereiten kann". Gut, die Herren saßen auf einem (ehemaligen) Militärflugplatz im schönen Brandenburg, aber dass der dort sicherlich noch spürbare Untergang der sozialistischen Internationale sich so dermaßen niederschlagen würde, hätte ich nicht erwartet. Es mag ja sein, dass die Welt vor gewaltigen Umbrüchen steht. Doch wenn man sich in der Geschichte umsieht, war Evolution und nur selten Revolution das Maß von Veränderung. Ich weiß zwar nicht mehr genau, wer den folgenden Satz sagte, inhaltlich hat er jedenfalls eine beeindruckende Aussageklarheit. "Die Steinzeit, so viel ist sicher, ging nicht zu Ende, weil es keine Steine mehr gab" Natürlich sind Ressourcen endlich, auch Öl wird es irgendwann nicht mehr geben. Aber nun sofort das Ende der Zivilisation auszurufen und den Rat zu erteilen, Werkzeug zu kaufen, um die (lebens-)notwendigen Dinge selbst reparieren zu können, ist gelinde gesagt Unfug. Wer jetzt lacht, höre nach. Löten sollte man auch können, um defekte Chips auszutauschen. Woher die kommen, woher überhaupt die Energie kommt, um den Lötkolben zu betreiben, dass wird ausgeblendet. Der Gipfel des Unfugs ist erreicht, wenn man den Rat befolgt, sein Wissen in e-books zu speichern. Wie bitte? Das Ende der technisierten Welt wird avisiert, die Menschen sollen sich auf Grund des Zusammenbruchs von Infrastrukturen auf ein Leben im Naturalientauschhandel einstellen, aber meine e-books lade ich nachwievor von amazon und Co und speichere sie im selbstgelöteten Reader? Weitere großartige Ratschläge dieser Art gibt es in dieser Sendung - und man vermisst nicht nur die Anzeichen der Ironie, nein, es gibt sie nicht. Eine Frau Künast, gerade dabei, in Berlin eine Wahl zu verlieren, sagte mal, wir haben bis 2020 Zeit, die Reduktion von CO2 signifikant voranzutreiben, ansonsten sei es für die Welt zu spät. So wie sie glauben auch die Podcaster tatsächlich daran, dass das Ende der Welt genau in ihre Generation fallen wird (muss). Eine solche Überschätzung der eigenen Lebenszeit im Weltenlauf kommt immer wieder mal vor, ist vielleicht sogar menschlich nachvollziehbar (wenn es schon zu Ende geht, dann aber bitte mit und nicht nach mir...), ist aber ausgemachter Blödsinn. Die Menschheit hat bisher immer(!) einen Weg gefunden, aus Krisen herauszukommen und so wird es auch diesmal sein. Wenn der Leidensdruck groß genug ist, wird man Lösungen finden. Wenn es bisher keine gibt, dann ist das Problem noch nicht drängend genug - ob einem das nun passt oder nicht.
Abschließend sei noch eines Umstandes gedacht, der die Herren sehr umzutreiben schien. Früher legten die Hersteller einem elektrischen Gerät dessen Schaltpläne bei. Heute tun sie das nicht mehr, was Beleg für den Verlust von Wissen sei. Aha! Wer möchte heutzutage zu seinem AndroidIPadWindowsPhone den Schaltplan ausgehändigt haben, um im Bedarfsfalle mit Voltmeter und Durchgangsprüfer auf Fehlersuche zu gehen? Recht wenige. Es ist schlichtweg eine Frage der Komplexität des Gerätes, das ein Eingreifen eines Laien unmöglich macht. Das ist aber nicht schlimm, sondern Teil einer weiteren Ausdifferenzierung der (technisierten) Welt! Die Literaten des Sturm und Drang (auch Genie Epoche genannt), wollten die Welt in ihrer Komplexität erfassen und beherrschen, greifbar ist dieser Wunsch in dem damals geprägten Begriff des "Universalgenies". Später stellte beispielsweise ein gewisser Goethe fest, dass Wissen und Können sich auf so viele Bereiche erstrecken kann, dass man sich für einen Bereich entscheiden muss, um es darin zu echter Meisterschaft zu bringen. Er ließ also die Naturwissenschaften sausen, konzentrierte sich auf die Literatur...was draus wurde ist bekannt. Nichts anderes erleben wir heute. Wir müssen erkennen, dass wir nur wenige Teile des Ganzen begreifen und gestalten können und uns (mittlerweile sehr früh) auf etwas spezialisieren müssen. Das hat die Konsequenz, auf Spezialisten für alles Mögliche in anderen Bereichen angewiesen zu sein. Letztlich verlieren wir also kein Wissen, es wird nur anders verteilt. Vielleicht durchlaufen die Herren ja gerade den Erkenntnisprozess, dass es Experten für Hardware und welche für Software gibt und dass das Beherrschen beider Disziplinen immer schwieriger vielleicht sogar unmöglich wird. Schon vor 15 Jahren haben die meisten ein Auto bei Defekt in die Werktstatt geben müssen und dennoch ist bis heute der Untergang des Abendlandes aufgrund dieser Tatsache ausgeblieben....
meisterluchs am 16. September 11
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