Erlebte Familienpolitik
Nehmen wir mal an, in einer kleinen Stadt ist man auf der Suche nach einem Betreuungsplatz für den lieben Nachwuchs. Eine Tagesmutter ist tatsächlich bald gefunden, alles prima soweit. Gesteigert wird die sich einstellende Freude durch die Aussage der Tagesmutter, dass die Stadt doch tatsächlich 3,50€ pro Stunde dazugibt. Gut, ein Antrag muss natürlich gestellt werden, niemand hat etwas zu verschenken. Nach kurzer Suche ist eine zuständige Bearbeiterin gefunden, die mitteilt: "Also Sie zahlen dann an uns 130€ im Monat!" Wir: "--??? Wieso zahlen wir etwas an das Amt; der Begriff Förderung hört sich eher nach einer Zahlung von Ihnen an." Sie: "Ja schon, aber Sie müssen sich beteiligen und wir leiten dann das Geld an die Tagesmutter weiter" Wir: "Um das also nochmal zusammenzufassen, die Stadt bietet einen Zuschuss zur Tagesbetreuung an, der so aussieht, dass wir Geld an die Stadt zahlen, die dieses dann an die Tagesmutter weitergibt." Sie: "Richtig" Komisch fanden wir, dass die Dame darin auch keinen Widerspruch sah. Rechnet man nun alles zusammen, gibt die Stadt keine 3.50€ je Stunde, sondern maximal 2€ je Stunde dazu. Das sagt aber niemand offiziell, denn 3.50€ klingen einfach besser. Anders formuliert: Wir bezahlen einen Gutteil der städtischen Förderung selbst, um die familienpolitische Selbstdarstellung unseres lieben Heimatortes in positiver Hinsicht zu unterstützen. Genau diese kleinen Fallstricke sind es, die die Menschen ärgern - und das wohl nicht nur in der Familienpolitik!
meisterluchs am 13. September 11
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