Seit ich das Buch der "Schwarze Schwan" von Nassim Nicholas Taleb gelesen habe, glaube ich ja nicht mehr an die Vorhersagbarkeit von Geschehnissen. Beispiel (vom Autor entlehnt): Für uns sind Schwäne weiß - - bis man in Australien schwarze Exemplare fand. Alle Schlussfolgerungen, die wir ziehen, alle Vorhersagen, die wir treffen, gehen von den Dingen aus, die wir kennen. Eine Welt, in der schwarze Schwäne vorkommen, war schlicht nicht denkbar, weil es keinerlei Anhaltspunkte dafür gab. Wie hätte man auch an etwas denken können, das nicht (sinnvoll) denkbar war. Und dennoch existiert es! Ausgehend davon ist es auch nicht sinnvoll, zukünftige Entwicklungen vorhersagen zu wollen, weil die Grundlage aller Erwartungen in dem liegt, was wir kennen und für erwartbar halten. Ein schwarzer Schwan kommt darin nicht vor. Wir haben ein großartiges Talent, bereits Geschehenes in vorhandene Strukturen zu gießen und uns Erklärungen für die unwahrscheinlichsten Ereignisse im Nachhinein zurechtzulegen. Aber wir sind unfähig, das Unerwartete zu erkennen, weil es außerhalb unseres Erkenntnishorizontes liegt (liegen muss). Insofern interessieren mich die heutigen Propheten des Niedergangs nur am Rande, spannender hingegen finde ich deren momentane Beschreibungen der Realität. Eine davon findet sich bei ZeitOline:
http://www.zeit.de/2011/36/Finanzkrise-Demokratie/komplettansicht
Natürlich leben wir nicht in einer Plutokratie, aber das Geld auch Macht bedeutet, dieses Wissen dürfte Gemeingut sein. Der Vorschlag - ich glaube es war ein CSU Politker - ein abgestuftes Wahlrecht zu etablieren, in dem die Stimme desjenigen mehr zählt, der mehr leistet, kann als Beispiel dafür dienen, dass selbst Wahlrechtsgrundsätze in der politischen Diskussion nicht unantastbar sind - und/oder sich bis in bestimmte Kreise der CSU nicht herumgesprochen haben. Man kann nur hoffen, dass sich der Eindruck nicht noch weiter verfestigt, nach dem Politik sich wenig für den Bürger interessiert und politischer Einfluss an wirtschaftliche Macht gekoppelt scheint. Ob die momentanen Zeiten der Politik einen aufrechten Gang gestatten, darf allerdings bezweifelt werden.
meisterluchs am 11. September 11
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